Es sind mehr als halbes Jahrhundert vergangen, als Arbeitskräfte aus fremden Ländern in die Bundesrepublik eingeladen wurden. So kamen ArbeiterInnen aus Italien, Spanien, Portugal, Jugoslawien, dem Griechenland und zuletzt aus der Türkei ins Land. Frische Arbeitskräfte, die anfingen, an dem Wiederaufbau Deutschlands fleißig zu arbeiten.
Ein Schritt zum multinationalen Staat
Niemand konnte damals ahnen, dass dies der erste Schritt war, die Bundesrepublik in einen multinationalen Staat umzuwandeln. Die Politiker brauchten mehr als vierzig Jahre, um diese Realität zu akzeptieren. Die „neuen“ ArbeiterInnen brauchten aber nicht lange, um zu merken, dass sie unabhängig von ihrer Herkunft gemeinsame Interessen hatten. Sie wurden schnell ein untrennbarer Teil der Arbeiterklasse dieses Landes, so wurden sie Mitglieder in den Einheitsgewerkschaften. Sie nahmen Schulter am Schulter mit ihren deutschen Kollegen aktiv an allen Kämpfen für höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, 35 Stunden Arbeitswoche teil. Sie löffelten gemeinsam die Suppe vor den Streikzelten.
Auch die KommunistInnen aus allen Nationalitäten praktizierten den proletarischen Internationalismus unter allen Umständen und fingen an, eng zusammen zu arbeiten. Obwohl alle Parteien ihre eigenen Organisationsstrukturen pflegten, war die DKP selbstverständlich die einzige Partei der Arbeiterklasse in Deutschland. Sie organisierten und koordinierten all ihre Aktivitäten in Absprache mir der DKP nicht nur zentral, sondern auch lokal in jeweiligen Städten.
Der große Umbruch …
kam als die Einflüsse des grossen Verrats von Gorbaschow und seiner Kumpanen anfing, die Fundamente der kommunistischen Parteien zu schütteln. Das traurige Bild der Arbeiterbewegung nach der Implosion des sozialistischen Systems und nach der großen weltweiten neo-liberalen Offensive ist wohl jedem bekannt. Manche kommunistischen Parteien – unter anderen auch die Kommunistische Partei der Türkei – wurden liquidiert, andere – auch die DKP – wurden geschwächt, manche entwickelten sich zu sozialdemokratischen Parteien. Die engen Beziehungen, die proletarische Solidarität sind zum größten Teil in Vergessenheit geraten.
Zeit der Zuversicht
Wir, die Mitglieder der Kommunistischen Partei der Türkei sind aber zuversichtlich. Die TKP hat vor zwei Jahren wieder angefangen, unter der ArbeiterInnen aus der Türkei in Deutschland zu arbeiten. So haben wir angefangen unseren Platz in der politischen Landschaft unter den MigrantInnen aus der Türkei zurückzugewinnen. Mittlerweile sieht man in vielen Städten bei allen politischen Aktivitäten und Demonstrationen die roten Fahnen der TKP.
Unser Zuversicht hat aber auch einen anderen Grund. Die DKP hat mit dem 20. Parteitag einen neuen Kurs eingeschlagen, den Klassenkampf auf der leninistischen Linie zu intensivieren. So erleben heute manche alten Genossen einen „ Déjà-vu “, wenn sie unter den Fahnen der DKP, KKE und TKP gemeinsam demonstrieren. Für die jungen GenossInnen ist die internationale Solidarität so nicht mehr ein abstrakter Begriff, den sie nur aus den Büchern kennen, nicht nur ein Slogan, den sie laut rufen, sondern ein Selbstverständlichkeit in ihrer täglichen politischen Arbeit.
Die Mitglieder der TKP sind davon überzeugt, dass diese enge Zusammenarbeit die Grundlage für weitere Entwicklung beider Parteien sein wird. Auf der anderen Seite sind sie dessen bewusst, dass die Existenz der TKP-Organisationen, wegen der momentanen sozialen Bedingungen der Menschen aus der Türkei eine notwendige aber auch vorübergehende Lösung ist.
Und daher erkennen sie, die DKP als die Partei der Arbeiterklasse in der Bundesrepublik an und sehen es als ihre Kommunistische Pflicht, sie zu unterstützen.
Juni 2014
Cemil Fuat Hendek